Aber auch wenn die begehrte, aufblasbare silberne Trophäe beim Einlaufen für alle 22 Akteure in greifbarer Nähe war, am Ende konnten nur die Hausherren das Ding in den Nachthimmel recken. Verdient hatten sie es sich allemal. Zur Halbzeitpause sah es noch gar nicht danach aus, dass „Die Revanche“ die vorab groß auf Plakaten angekündigt wurde wirklich gelingen würde. In der ersten Halbzeit zeigten die Eschborner zwar eine engagierte Leistung, nach vorne war man aber einfach zu ungenau, so blieben echte Chancen Mangelware.
Die Gäste aus Oberliederbach waren etwas besser im Spiel, hatten deutlich mehr Ballbesitz, aber auch bei ihnen ging der letzte Pass zu oft ins Leere. So musste dann ein Eigentor den Bann brechen. Eine der wenigen wirklich gelungenen Kombinationen der Gäste endete mit einer scharfen Hereingabe, David versuchte noch vor seinem Gegenspieler zu retten, grätschte den Ball aber am Ende in die eigenen Maschen.
So sah sich Asmuth Rossmann also mit einer Situation konfrontiert, in der echte Trainerlegenden geboren werden. Fluchtlichtspiel, Finale der Champions League und Du liegst 0:1 zur Pause hinten.
Zur Pause mussten dann Scifo, Jörg und Achim weichen, dafür kamen Bös, Richard und Roberto.
Ein Dreifachwechsel der seine Wirkung nicht verfehlte. Es dauerte nur wenige Sekunden ehe Roberto dem Spiel seinen Stempel aufdrücken konnte. Ein präziser Pass auf Stoni, der direkt zu Frank durchsteckte führte direkt nach dem Wiederanpfiff zum Ausgleich. Ressel profitierte zwar von einer starken Vorarbeit, der Treffer war aber sogar auf der Innenseite eines Pizzakartons lange nach dem Spiel noch absolut sehenswert.
Das Spiel war jetzt ein offener Schlagabtausch. Den Fans wurde einiges geboten und wir in einem Finalspiel zu erwarten war jetzt auch deutlich mehr Intensität in der Partie.
Chancen gab es jetzt auf beiden Seiten in Führung zu gehen, doch während Oberliederbach mit einem Freistoß nur die Latte traf, zielten die Eschborner Stürmer zweimal zu ungenau.
Bezeichnend für diesen Abend dass ein Abwehrfehler die Gäste ein weiteres Mal jubeln lies. Patrick verpasste, begleitet von einigen nicht jugendfreien Flüchen, einen langen Ball mit dem Kopf, der Stürmer bedankte sich auf seine Weise mit einem langen Distanzschuss ins Eck.
Der schnelle Ausgleich nach der Pause war somit also wieder dahin, Zeit für eine Trainerlegende noch einmal einzugreifen. Es war der Moment gekommen ein Eschborner Urgestein einzuwechseln, eine echte Geheimwaffe. Mit Peter „Turbo“ Turbanisch kam der letzte Torschütze in der Vereinsgeschichte des 1. FC Eschborn. Wer wenn nicht er könnte diese Spiel jetzt noch drehen?
Und auch dieses Mal dauert es gar nicht lange bis die Maßnahme zündete. Turbo war zwar nicht am Treffer beteiligt, band in diesem Moment aber gleich 3 Gegenspieler auf seiner Seite.
Ressel hatte einfach mal irgendwo in den Strafraum geflankt in der Hoffnung dass Stoni sich die Kugel schon irgendwie holt. Die Taktik ging auf, der Schuss des Toptorjägers konnte vom Schlussmann noch pariert werden, den Abpraller versenkte Christian Bös dann unter Einsatz seiner Gesundheit im Netz.
Die Gäste waren offenbar so geschockt, dass sie nur Sekunden später einen weiteren Treffer hinnehmen mussten. Einen weiteren langen Ball konnte Stoni dieses Mal nicht erlaufen, die beiden Innenverteidiger waren vor ihm am Ball. Beide handelten nach dem Motto „Nimm Du ihn, ich hab ihn sicher“ und behinderten sich beim Klären gegenseitig. Der Ball prallte zu Thorsten Steiner, der so völlig frei vor dem Tor die Chance hatte das Spiel zu entscheiden. Diese ließ er sich natürlich nicht nehmen und vollendete zum 3:2 Führungstreffer.
Das Spiel war innerhalb von 2 Minuten völlig gekippt und die SoMa der SG Oberliederbach musste nun nach zweimaliger Führung einem Rückstand hinterher rennen.
Das Spiel blieb weiter intensiv und zeitweise hektisch. So musste zwischenzeitlich sogar der Schiedsrichter ausgewechselt werden. Horst Fabrizius konnte nicht mehr weitermachen und wurde von Werner Schäfer abgelöst. Die erste Diagnose deutet auf eine leichte Ego-Zerrung hin, er sollte somit nicht lange ausfallen.
Der Ausgleich gelang den Gästen in den letzten 10 Minuten dann nicht mehr. Auf der Gegenseite spielten die Hausherren ihre Konter zu schlampig aus. Wenn sie doch einmal zielstrebig bis vors Tor kamen, scheiterten sie dann an sich selbst oder an Benny Beckers Schusstechnik.
So blieb es in einer sehenswerten Partie beim 3:2 Sieg der Eschborner, der aufgrund der zweiten Halbzeit durchaus verdient, aber auch denkbar knapp war.
Am Ende zählt aber natürlich nur der Titel, der Berichten zufolge die ganze Nacht euphorisch gefeiert wurde. Eine tolle Saison geht somit glorreich zu Ende, das ganze nächstes Jahr noch zu toppen wird fast unmöglich sein.